Konzert der Schola Heidelberg. Musikalische Lesung mit Thomas Meinecke und Jan Jelinek Audiovisuelle Performance von Katrin Bethge und John Eckhardt. Werke von Anna Korsun, Sebastian Claren und Guillaume de Machaut. Musique Foucault.
Wo beginnt die klassische Moderne im Konzert und wo die Elektronische Tanzmusik in der heutigen Clubkultur? Und wie klingen elektronische Verfremdungen von Vokalmusik aus dem 14. Jahrhundert? Können klassische Sängerinnen und Sänger 600 Jahre alte Vokaltradition authentisch in die heutige Zeit übertragen? Und wie passt eine musikalische Lesung von Thomas Meinecke mit den elektroakustischen Sounds von Jan Jelinek zusammen? Und was verbindet all dies mit den Beats von John Eckhardt und der Visualisierung von Katrin Bethge?
Nur eines ist sicher: Am 10. Mai erwartet die Gäste in der halle02 ein spannendes Gesamtexperiment unter der Funktion-One, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat.
“Ausgangspunkt ist eigentlich eine ganz simple Fragestellung: Warum kommen so wenige junge Menschen in klassische oder experimentelle Konzerte?”, so Dominique Mayr, Geschäftsführer des KlangForum Heidelberg. “Und warum gehen wir dann nicht mit unserer Musik dorthin, wo die jungen Menschen bereits sind und mischen so das Publikum?”
Was passiert da jetzt genau?
Mit uns, der halle02, fand sich schnell ein für solche kulturellen Experimente sehr offener Projektpartner. Und so wird es an diesem Abend Vokalwerke von Guillaume de Machaut aus dem 14. Jahrhundert und ein Solowerk für Klavier von Sebastian Claren geben, “Sex” von 1996, aber eben auch eine Uraufführung der ukrainischen Komponistin Anna Korsun.
Ausgangspunkt sind inhaltlich die Begriffe, die wir bis heute für Geschlechter verwenden: Sie sind in Bewegung geraten und ihre Analyse in der Philosophie von Michel Foucault steht im Zentrum des Diskurses. Sein Spätwerk “Die Geständnisse des Fleisches” blickt dabei weit in die Vergangenheit zurück, beobachtet genau und zeigt, dass der Begriff der Sexualität eigentlich schon immer beweglich war. Ebenso die Musik, die die Menschen von Anbeginn an begleitet hat, immer verbunden auch mit Körpern und Begehren. Müsste man also nicht beim Durchsuchen in der Musikgeschichte auf ähnliche Weise Überraschendes finden wie Foucault?
Das Programm erweitert diese Suche um eine Lesung von Thomas Meinecke sowie live von Jan Jelinek gemischte Klänge. John Eckhardt und Katrin Bethge schließlich stellen Guillaume de Machauts Motetten in einer elektroakustischen Performance mit Lichtprojektion in einen dezidiert zeitgenössischen Kontext und nutzen dafür die Interpretationen der Schola Heidelberg als klangliches Ausgangsmaterial.